TYPO UTOPIA ist eine großformatige Kunstinstallation anlässlich des 100jährigen Bauhausjubiläums, welche die komplexe Wirkung von Typografie, Bewegung und Klang auf die menschliche Wahrnehmung aufzeigt. Dieses außergewöhnliche Kunstwerk wurde von den Grafikerinnen Claudia Dölling und Anja Krämer erschaffen und reflektiert die Ideen von Bauhauskünstler*innen sowie die Typografie des Bauhauses an sich. TYPO UTOPIA wurde initiiert und gefördert von der Kunststiftung Sachsen-Anhalt. 2020 wurde die Installation bei den European Design Awards mit Gold in der Kategorie Digital Installation sowie mit einem Red Dot: Best of the Best in der Kategorie Spatial Communication ausgezeichnet.
In einem tiefschwarzen Raum entführt TYPO UTOPIA die Besucher mit audiovisuellen Mitteln in die Ideenwelt des Bauhauses. Durch das Zusammenspiel von typografischen Animationen, welche den Inhalt von zehn abwechslungsreichen Zitaten kongenial visualisieren, und einer mehrdimensionalen, räumlichen Soundkomposition, entsteht ein einzigartiges, emotionales Erlebnis.
Die zehn ausgewählten Zitate von Bauhäusler*innen behandeln Themen, die auch heute noch aktuell sind, wie: Formschönheit, Visionen einer neuen Lebensweise, Freundschaft, Meinungsaustausch, Kommunikation, Designtheorie, aber auch Neugier und das Wesen guten Designs. Sie alle bilden die Grundlage für das typografische Experiment. Die thematische Vielfalt des Bauhaus-Universums spiegelt sich in der typografischen Gestaltung und ihren Animationen wider. Schrift und Symbole – mal handgezeichnet, mal konstruiert, mal mit vorhandenen Schriften umgesetzt – spielen mit räumlichen Illusionen, schweben, tanzen, bilden einen Buchstabenteppich, wachsen oder lösen sich auf. Ganz ohne visuelles Material entstehen emotionale Bilder allein aus Schwarz und Weiß, Licht, Schatten und Ton. Gefühle des Staunens, der Ehrfurcht, der Heiterkeit, der Überforderung, der Überraschung, der Neugier, des Glücks und der Freude werden in den einzelnen Zitaten erzeugt und schaffen ein kollektives, aber gleichzeitig individuelles, emotionales Erlebnis.
Die Typografie beeinflusst unsere Wahrnehmung von Informationen und damit auch unsere Emotionen. Vor diesem Hintergrund erforscht TYPO UTOPIA die Möglichkeiten der bewegten Typografie. Ausgehend von einer großen Begeisterung für die Kraft, Schönheit und Bedeutung von Buchstaben gibt diese Installation den Buchstabenformen eine Bühne und bietet einen überraschend neuen Zugang zum Bauhaus.
Eine 360°-Projektion anlässlich des 100jährigen Bauhausjubiläums mit Zitaten von Josef Albers, Marguerite Friedlaender, Walter Gropius, Wassily Kandinsky, Paul Klee, László Moholy-Nagy, Gunta Stölzl und Ludwig Mies van der Rohe.
Josef Albers
»Das Beste am Bauhaus war, dass wir voneinander
absolut unabhängig und uns über nichts einig waren. Wenn Wassily Kandinsky ›Ja‹ sagte, sagte ich ›Nein‹ und wenn er ›Nein‹ sagte, sagte ich
›Ja‹. Dabei waren wir bestens befreundet, weil wir gemeinsam die Studierenden mit unterschiedlichen
Sichtweisen konfrontieren wollten.«
Josef Albers in einem Interview im Film Josef and Anni Albers: Art is Everywhere von Sedat Pakay, USA 2006 (Transkription und Übersetzung von Philipp Oswalt).
László Moholy-Nagy
»Die Typografie ist ein Instrument der Mitteilung. Sie muss eine klare Mitteilung in der eindringlichsten Form sein. ... Wesen und Zweck eines Druckes bestimmen den hemmungslosen Gebrauch aller Zeilenrichtungen ..., aller Typen, Schriftgrade, geometrischer Formen, Farben usw.«
László Moholy-Nagy: Die Neue Typografie (Bauhausbuch 1923) gefunden in: Gerd Fleischmann (Hrsg.): Bauhaus. Drucksachen, Typografie, Reklame, Oktagon Stuttgart, 1995, S. 15.
Wassily Kandinsky
»Die Linie ist ein gestoßener Punkt.«
Eckhard Naumann (Hrsg.), Bauhaus und Bauhäusler, DuMont Buchverlag Köln, 1985, S. 325.
Gunta Stölzl
»Wir wollten lebendige dinge schaffen für unser heutiges dasein, für eine neue lebensgestaltung – vor uns lag ein riesiges experimentierfeld. Es galt unsere vorstellungswelt zu präzisieren, unsere erlebnisse zu gestalten durch material, rhythmus, proportion, farbe, form.«
Gunta Stölzl rückblickend auf Weimarer Bauhauszeit in »Bauhaus. Zeitschrift für Gestaltung«, 2. Juli 1931 gefunden in: Bauhaus-Frauen, Meisterinnen in Kunst, Handwerk und Design, Ulrike Müller, Elisabeth Sandmann Verlag GmbH, München, 2009, S. 42.
Paul Klee
»Eine aktive Linie, die sich frei ergeht, ein Spaziergang um seiner selbst willen, ohne Ziel.«
bauhausbuch 02, paul klee: pädagogisches skizzenbuch, 1925, S. 6.
Wassily Kandinsky
»Alle diese konstruktiven Formen haben einen einfachen inneren Klang, welchen auch jede Melodie hat.«
Kandinsky, Wassily »Über das Geistige in der Kunst: insbesondere in der Malerei«; mit acht Tafeln und zehn Originalholzschnitten – München, 1912, S. 122 (140).
Marguerite Friedlaender
»Publizität und Rampenlicht sind so flüchtig wie
Wolken, aber ein gutes Gefäß wird Jahrhunderte überdauern, weil es wesentlich ist, gesund und rein in seiner Zweckmäßigkeit, seiner echten Schönheit, und besonders deshalb, weil es der unteilbare, unverderbliche und vollständige Ausdruck eines menschlichen Wesens ist.«
Wildenhain, Marguerite (1989): Ein Leben für die Keramik. Die Handwerkskunst der großen Keramikerin des Bauhauses. (=The invisible Core) Berlin. Verlag Neue Keramik. ISBN 978-3980221702, S. 223.
Walter Gropius
»Die Krankheit unserer heutigen Städte und Siedlungen ist das traurige Resultat unseres Versagens, menschliche Grundbedürfnisse über wirtschaftliche und industrielle Forderungen zu stellen.«
Totale Architektur. In: Walter Gropius: Architektur – Wege zu einer optischen Kultur. Fischer Bücherei Frankfurt/Main 1956. S. 129 f.
Ludwig Mies van der Rohe
»Wir wollen zwar mit beiden Füßen fest auf der Erde stehen, unseren Kopf aber in die Wolken recken.«
Ludwig Mies van der Rohe, Vortrag 1924, in: Fritz Neumeyer: »Das kunstlose Wort. Mies van der Rohe, Gedanken zur Baukunst«, Berlin 1986, S. 309.
Walter Gropius
»Träumer, Phantasten, Visionäre ... das ist letzten Endes das, was wir wollen: die Utopie!«
S. 25 im Ausstellungskatalog der Berlinischen Galerie (Hg.) Visionäre der Moderne. Paul Scheerbart, Bruno Taut, Paul Goesch, Scheidegger & Spiess, 2016, ISBN 978-3858815101. Manfred Schlösser, Der Utopie eine Chance, in: Ausst.-Kat. Arbeitsrat für Kunst 1918–1921, Akademie der Künste Berlin 1980, S. 81 f., hier S. 82.
Initiator und Auftraggeber:
Kunststiftung Sachsen-Anhalt
Künstlerisches Konzept und Umsetzung:
Claudia Dölling und Anja Krämer
Multi-Channel-Sound:
Alexander Nickmann
Technische Produktion:
Oscar Loeser und Clemens Kowalski (avk4)
Ausstellungsort:
Kunststiftung Sachsen-Anhalt,
Neuwerk 11,
06108 Halle (Saale)
Ausstellungsdauer:
16.11. bis 22.12.2019
Raummaße:
16m Länge, 4m Breite und 6m Höhe
Typo Utopia ist ein Auftragswerk der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt im Rahmen des 100-jährigen Gründungsjubiläums des Bauhauses mit freundlicher Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt.
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